Themenspecial

Diese Pflanzen
veränderten die Welt!

 

 

 
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Clara und Tamara entführen Euch in die Welt der "Worldchanger" (© Tamara Worzewski)

Die Entdeckung von Verhütungsmitteln, die Gründung von Versicherungsunternehmen, die Befreiung Europas von der Malaria - und noch vieles mehr! Hier zeigen euch Tamara und Clara, wie Pflanzen unsere Welt veränderten! Bei einer spannenden Führung durch den Botanischen Garten Berlin haben wir nämlich so einiges dazu gelernt...

Die Biologin Beate Senska arbeitet im Botanischen Garten Berlin und kennt zu (fast) allen Pflanzen eine Geschichte (© Tamara Worzewski)

Beate Senska

Die begeisterte Diplom-Biologin Beate Senska führte uns durch den Botanischen Garten Berlin. Bereits seit über 35 Jahren tut sie das für die unterschiedlichsten Besuchergruppen.
Während wir schöne, unscheinbare und kuriose Pflanzen bewundern durften, erzählte sie uns von Tragödien und Highlights der Weltgeschichte. Und wo Pflanzen überall ihre Finger, also ihre Blätter, mit im Spiel hatten!
Danke Beate Senska, dass Sie mit Ihrem Wissen unseren Blick auf die Welt der Pflanzen verändert haben!

Beate Senska

"Gerade im Kleinen, wo die meisten nicht hinsehen, steckt in Pflanzen das Raffinierte."

Beate Senska

"Planzen decken alles ab: Ob Ethobiologie, Historie, kultureller Gebrauch oder aktuelle Aspektes, sie sind überall vertreten."

 

 

EUKALYPTUS Eucalyptus spec.

Wie er Malaria aus Europa vertrieb...

 

 

Ein Eukalyptusbaum im Gewächshaus (© Clara Rittberger)

Er ist die Grundlage für Bonbons, Liköre, Papier, Kleidung und vielem mehr. Die Rede ist von: Eukalyptus. Die Pflanze mit seinem köstlichen Öl stammt ursprünglich aus Australien und ist heute in aller Welt bekannt. Jedoch wird die Pflanze auch „Grüner Vampir“ genannt!

Warum? Der Eukalyptusbaum zieht Unmengen Wasser aus den ohnehin schon meist trockenen Böden in Australien.  Andere Pflanzen haben das Nachsehen und vertrocknen. Er enthält auch große Mengen an leicht entzündlichen etherischen Ölen. Brennt der Wald, ist er kaum noch zu löschen. Und nach einem Brand sind die Eukalyptusbäume die ersten, die wieder wachsen.

So dramatisch dies für manch ursprüngliche Vegetation auch sein mag: Der Eukalyptus hat auch Gutes bewirkt: Ende des 19. Jahrhunderts gelangte Eukalyptus nach Europa. Der Erzbischof von Melbourne sendete einige Samen nach Rom. Da das Land jedoch für den Anbau zu nass war, wurden viele Sümpfe nach und nach trocken gelegt, nicht nur in Rom. Das hatte zur Folge, dass die dort lebenden Malariamücken aus weiten Teilen Europa vertrieben und dadurch viele Menschenleben gerettet wurden.

Eukalyptus kann so manche Waldbrände überleben (© Uwe, stock.adobe.com)

Schon gewusst? Brandschutzkleidung aus Eukalyptus

Aus Eukalyptus kann man nicht nur Unterhemden und Klopapier herstellen:

  • Um Feuer zu trotzen, bildet Eukalyptus in der Baumrinde große Mengen Tanine.
  • Dieses Polyphenol komplexiert Makromoleküle und reduziert Oxidantien und Radikale. So wird die Oxidation großer Moleküle bei einem Brand unterdrückt und in eine graphitische Komponente umgewandelt, welche feuerhemmende Eigenschaften besitzt.
  • Dieses Material wird heute zur Herstellung feuerfester Uniformen genutzt!

Und so blüht Eukalyptus

Die griechische Bezeichnung für Eukalyptus bedeutet “gut versteckt”. Der Name kommt nicht von ungefähr: Der haubenartig geschlossene Blütenkelch (Calyptra) bedeckt die Staub- und Fruchtblätter während des Knospenstadiums. Erst wenn alle Fortpflanzungsorgane entwickelt sind, springt der Deckel ab und die Staubblätter kommen hervor.  

Die Blüte des Baums (© Veronica, stock.adobe.com

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Alle spannenden Fakten über den worldchanger Eukalyptus findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

 

 

TEE Camellia sinensis

Porzellan, Opiumkriege, Weltordnung, Wettrennen: Diese Pflanze veränderte so einiges.

 

 

"Tea time" statt Biergelage

1610 kam Tee erstmals nach Westeuropa. Für genussvolles Trinken fehlte aber das Porzellan - ein streng gehütetes Geheimrezept der Chinesen. Doch man wusste sich zu helfen. Vielleicht sagt euch „Delfter Porzellan“ ja etwas? Auf jeden Fall haben in Delft in den Niederlande ein paar findige Personen begonnen, graue Keramik herzustellen, weiß anzumalen und mit den blauen Schriftzeichen aus China zu versehen. Und schon war eine günstige Variante des echten chinesischen Porzellans erfunden.

Die Welt wollte also Tee trinken. Jedoch wollte China, der Hauptexporteur, dafür Silber. Und als den Engländern dieses Bezahlungsmittel ausging, musste eine andere Lösung her.

Die war auch bald gefunden. Wir befinden uns im 18. Jahrhundert, England war eine starke Kolonialmacht und herrschte über Indien. Hier wurde nun Opium in großem Stil angebaut und nach China exportiert. Und im Gegenzug gab es Tee für die Engländer. Fair? Eher nicht. Zumal die chinesische Bevölkerung zunehmend opiumabhängig wurde. Dies führte 1729 zu einem Verbot des Opiumkonsums in China sowie der Einschränkung aller Handelsbeziehungen nach Indien. Vernünftig? Aus Sicht der chinesischen Führung schon, aber nicht von Europa geduldet. Dort sah man sein Handelsrecht beeinträchtigt und schickte Kanonenboote. Und so begannen die Opiumkriege. China verlor den Krieg und das sehen manche als Anfang vom Ende der tradierten kaiserlichen Staatsform, die seither infrage gestellt wurde. Auch bei der Boston Tea Party im 18. Jahrhundert in Nordamerika spielte Tee eine wichtige Rolle, um sich gegen die damalige englische Kolonialmacht England aufzulehnen und so einen Stein ins Rollen zu bringen: der Unabhängigkeitskrieg und schließlich die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika!

Junge Teepflanzen (© Tamara Worzewski)

Ohne Tee gäbe es die heutigen Weltmächte USA und China vielleicht nicht mit den Staatsformen, wie wir sie kennen!

"Tea on sea" (© Clara Rittberger)

The Great Tea Race

Mit der Freude am Tee in Europa wurde auch sein Transport optimiert:  Spezialisierte Handelssegler, die "Teeklipper", fuhren in großer Zahl von China nach Europa. Damit der Tee frisch bleibt, so schnell wie möglich. So entstand das “Große Teerennen”  (“Great Tea Race”). Als Sieger bekam man einen sehr guten Preis für seine Fracht und eine satte Prämie.

Um die Lieferzeit noch weiter zu verkürzen, wurde schließlich der Suezkanal gebaut und 1869 eröffnet. Das war gleichzeitig das Ende der Teeklipper, da die Segler bei einer Kanalpassage bei ungünstigen Windverhältnissen zu langsam waren. Dampfschiffe ersetzten sie fortan. Die große Nachfrage nach Tee hat so zur Globalisierung des Handels sehr viel beigetragen. 

Schon gewusst? Die Tee-Abzocke

Wusstet ihr, dass es die gleiche Pflanze ist, aus welcher man Schwarztee, Grüntee und weißen Tee gewinnt? Und der weiße Tee soll dabei eine ziemliche "Abzocke" sein. Aber mal von vorne:

  • Bei der Herstellung des Tees werden erst die Blätter gepflückt. Sobald sie leicht welken, rollt man sie. Dabei werden die Zellen zerstört und Enzyme freigesetzt. Sie sind es auch, die die Blätter beim nachfolgenden Fermentationsschritt schwarz bzw. kupferrot werden lassen: Schwarztee entsteht.
  • Bei Grüntee läuft das fast genauso, nur dass man die Fermentation mit Wasserdampf stoppt und so die Enzyme inaktiviert.
  • Bei weißem Tee läuft es noch etwas anders, denn hier werden nur die weißen Blattknospen genutzt. Der Ertrag ist gering, um so höher dafür der Preis. Früher war er sogar nur dem chinesischen Kaiser und Adel vorbehalten. Und das nur, weil er teuer ist. Denn geschmacklich soll er deutlich weniger zu bieten haben als seine Mitstreiter. Bezeichnungen reichen von “feinem Tee” bis zu “heißem Leitungswasser”.
Queen Clara? (© Clara Rittberger)

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Alle spannenden Fakten über den worldchanger Tee findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

 

 

YAMS Dioscorea spec.

Urahnin der Antibabypille

 

 

Yams als Wegbereiter für die moderne Hormonbehandlung

Yamsknollen in verschiedenen Größen und Formen (© Clara Rittberger)

Dort, wo diese Pflanze herkommt, haben Kinder wohl immer "yamyam" zu ihr gesagt: Die Rede ist von Yams. Die Sprossknolle und das Rhizom sind essbar und ähneln einer Süßkartoffel.

Aber auch pharmazeutisch interessant wurde die Pflanze, nachdem es 1936 in Japan gelang, aus dem Diosgenin einer Yamswurzel Progesteron, ein natürliches weibliches Sexualhormon, herzustellen. Amerikanische Chemiker führten diese Arbeit fort und bald gelang auch die Synthese anderer Steroid-Hormone, wie Testosteron und Cortison. Das war bis dahin nur sehr umständlich aus Rindergalle möglich .

In den 1960er Jahren kamen dann die ersten Anti-Baby-Pillen auf den Markt, damals aus Yams-Progesteron und Östrogen aus Stuten-Urin. Diese Produkte haben die Industrienationen nachhaltig geprägt: mehr Freiheit und Selbstbestimmung für Frauen.

Alle spannenden Fakten über den worldchanger Yams findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

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KAFFEE Coffea spec.

Was er mit Fairtrade und
Katzenkot zu tun hat!

 

 

"Ohne Kaffee geht bei mir gar nichts", sagen viele Morgenmuffel.

Auch das FAIR TRADE-Siegel und das erste Versicherungsunternehmen gehen auf sein Konto.

Ziegen mit dem richtigen Riecher

9. Jahrhundert in Äthiopien: Ziegen hüpfen aufgeregt umher. Was macht sie so fröhlich und agil? Das wollten ihre verwunderten Hirten wissen und gingen der Sache zusammen mit befreundeten Mönchen auf den Grund. Sie fanden die Früchte, die die  Ziegen so gerne naschten und probierten. Die Begeisterung für die anregende Wirkung von Kaffee hält sich bis heute. Damals verzehrten die Menschen noch die ganzen Kaffeekirschen – die Entdeckung des Röstens und Aufbrühens folgte erst später.

Findige Ziegen kannten schon vor uns die Vorzüge von Kaffee (© Clara Rittberger)
Blätter des Kaffeestrauchs (© Tamara Worzewski)

In der Weltgeschichte hat diese Pflanze weit mehr positiv beeinflusst als nur müde Augen: Kaffee! Dieser kam schon immer als grüne Bohne nach Europa und wird hier geröstet und weiterverarbeitet. Dabei werden die Röster meist zu Milliardären, während die Anbauer kaum etwas abbekommen. Gegen diese Ungerechtigkeit soll das helfen: das FAIRTRADE-Siegel. Dieses wurde tatsächlich das erste Mal für Kaffeeprodukte verliehen und zwar mit Unterstützung von keinem geringeren als Starbucks!

Kaffeebohnen werden auch mal gerne aus den Exkrementen von Katzen gewonnen! Während der Kolonialzeit bauten die Niederländer fleißig Kaffee in Indonesien an. Die Plantagenarbeiter bekamen von dem leckeren Getränk jedoch nichts ab. Da mussten sie sich selber weiterhelfen und entdeckten, dass eine Schleichkatze nachts die Kaffeekirschen heimlich naschte - und die Bohnen wieder ausschied. Und auch daraus konnte man herrlichen Kaffee brühen. Heute werden diese "Bohnen auf Umwegen" teuer verkauft: Kopi Luwak heißt das Kaffeegetränk, kostet unglaubliche 50 Euro pro 100 Gramm und schmeckt ... wie jeder Kaffee! So zumindest unsere Meinung.

Kaffeeschnüffler gibt es auch heute noch (© Clara Rittberger)

Traumberuf "preußischer Kaffeeschnüffler"?

Kaffee kochen verboten! So war es jedenfalls einst in Preußen. Es gab eine nahezu unbezahlbare Steuer auf Kaffee, denn getrunken werden sollte: Brotsuppe und Bier.
1781 wurde dann sogar das Rösten des Kaffees für Privatleute verboten. Um dies zu überprüfen, wurden ehemalige französische Soldaten eingestellt. Ihre Aufgabe: Kaffee erschnüffeln. Durch die Gassen laufend sollten sie mit ihrem Geruchssinn illegale Kaffeeröstereien ausfindig machen.

Nicht Kaffee und auch nicht Tee

Cascara heißt das Mode-Getränk, welches aus Kaffeekirschen-Schalen aufgegossen wird. Was in den Kaffee-Anbauländern schon seit Jahrhunderten Tradition ist, braucht hierzulande erstmal das richtige Marketing. Was früher als Arme-Leute-Kaffee galt, gewinnt in Europa durch Startups und Begriffe wie Nachhaltigkeit an Beliebtheit.

Cascara - nichts als Schalen (© Clara Rittberger)

Schon gewusst?

Kaffee hat zur Gründung des ersten Versicherungsunternehmens geführt

  • In der Lombardstreet in London waren Kaffeehäuser streng nach Klassen sortiert. Das für die Handelsleute gehörte Edward Lloyd.
  • Zu seinen Gästen zählten auch Piraten, die weit in der Welt herumkamen und viel zu berichten hatten: Wo gab es Unwetter, Schäden und Räubereien? Die Informationen gab er gerne weiter.
  • Immer mehr Seeleute und Schiffseigner kamen daher in sein Kaffeehaus und begannen, Versicherungsgeschäfte miteinander abzuschließen! Der Name Lloyd ist daher auch heute noch wohlbekannt - als Versicherungsunternehmen.

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Alle spannenden Fakten über den worldchanger Kaffee findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

 

 

ANANAS Ananas comosus

Wegbereiter für Gewächshäuser und Erfindung der Obstkonserve

 

 

Junge Ananaspflanze (© Clara Rittberger)

Heiß begehrt und ein Luxusgut! Sie wurde zunächst nur als Deko genutzt, denn für den Verzehr war sie viel zu teuer. Und es wird noch besser: Im 18. Jahrhundert konnte man sich eine Ananas für die eigene Party mieten.

Um der Nachfrage nach Ananas gerecht zu werden, wurden eigens "Ananashäuser" gebaut und selbsttragende Glashauben erfunden, welche je nach Standort und Sonneneinstrahlung verschiedene Neigungen hatten. Kurzum: Das Gewächshaus war geboren!

Und noch eine bedeutende Erfindung haben wir der Ananas zu verdanken. Als ein Mann auf Hawaii im glücklichen Besitz unglaublicher Mengen von Ananas war, überlegte er, wie er diese am besten exportieren könne. Nach einigen Überlegungen begann er, die Frucht zu schälen, zu schneiden und einzudosen. Und so wurde Herr Dole Erfinder der Obstkonserve.

Hmm, das sind aber leckere Blätter!

Was Clara da so gut schmeckt, sind die verwachsenen Blütenblätter der Ananas. Als Bromelie besteht die Ananas nämlich aus einem Beerenfruchtverband. Jede Schuppe, die wir außen an der "Frucht" sehen, entspricht einer Blüte. Und damit diese gleichzeitig reifen, setzen Produzenten Ethylen ein. Das Gas wird auch natürlicherweise von der Pflanze  produziert und ist ein reife-beschleunigendes Pflanzenhormon. Nach den Bio-Richtlinie darf es aber nicht verwendet werden, da es in diesem Fall als nicht erlaubter Wachstumsregulator gilt.

Spaß mit Ananas (© Clara Rittberger)

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Alle spannenden Fakten über den worldchanger Ananas findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

 

 

INDIGO Isatis tinctoria

"Blau machen" leicht gemacht!

 

 

Färberwaid (© Tamara Worzewski)

Er bringt Farbe ins Spiel

Weder Blüten, Früchte noch Wurzeln haben diese besondere Eigenschaft: Es sind die Blätter bestimmter Pflanzen, mit denen Kleidung tiefblau gefärbt werden kann! Dazu gehören unter anderem die Indigopflanzen oder auch der hier gezeigte Färberwaid  - Isatis tictoria. Er ist seit der Antike auch in Europa heimisch.

Mal „Blau machen“

Wenn man heute die Schule oder andere Termine schwänzt, nennt man das gerne „blau machen“. Woher kommt aber dieser Ausdruck? Aus der Färberzunft des Mittelalters! 

Der Farbstoff im Färberwaid – Indigo – ist nicht wasserlöslich. Um ihn zu lösen, gab es einen Trick: Wasser, Färberwaid und Urin wurden in einem Bottich vermischt. Den Urin steuerten die Färber selber bei - dazu tranken sie vorher gerne mal viel „treibendes“ Bier. Urin bildet dann mit der Zeit Ammoniak und ändert dadurch den pH-Wert des Wassers: Nun löst sich der Farbstoff und das Färben kann beginnen. Aber noch ist dann die Brühe und der darin eingelegte Stoff gelb-braun.

Erst wenn die Färber den Stoff anschließend auf die Leine hängten, begann langsam unter der Einwirkung von Sonnenlicht und Luftsauerstoff eine Umwandlung des Farbstoffes. Er wird oxidiert und dadurch erst tiefblau.

Abgesehen vom Gestank des Urins war Blaufärben also eine recht angenehme Arbeit. Die Arbeiter konnten bei Sonnenschein reichlich Bier trinken und hatten viel Freizeit, bis sich der Stoff auf den Leinen blau färbte. „Blau machen“ eben.
 

Getrockneter Indigofarbstoff (© nevenm, stock.adobe.com)

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Alle spannenden Fakten über den worldchanger Indigo findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

 

 

SCHLAFMOHN Papaver somniferum

Opium, Drogen,
Geld, Macht und Krieg

 

 

Samenkapsel des Schlafmohns ( © habrda, stock.adobe.com)

Süchtig nach Pflanzen? Das kann nur in wenigen Ausnahmen gefährlich werden. Eine davon ist der Schlafmohn, aus dessen getrocknetem Milchsaft Opium gewonnen wird. Die wirksamen Hauptbestandteile sind die Alkaloide Morphin, Codein und Thebain. Ein aus dem Morphin dieser Pflanze entstehendes Derivat ist Heroin, welches eine stark heroisierende Wirkung auf die Testperson haben soll. Daher auch der Name.

Vielleicht hat der eine oder andere auch schon einmal die Redewendung “Mohn macht dumm” gehört. Bezieht man diese jedoch auf Gebäck oder Kuchen mit Mohnsamen, ist sie unbegründet. Die Samen sind nämlich der einzige Bestandteil der Pflanze, der keine Opiate enthält.

Früher jedoch, als es noch keine Kitas oder Schulen gab, wurde manchen Kindern Mohntee gegeben (und dabei wurden nicht nur die Mohnsamen verwendet!), damit sie keine Dummheiten machten, während die Eltern auf der Arbeit waren.

Die Drogen, die aus dieser wunderschönen Blume gewonnen werden, haben jedenfalls die Welt verändert. Um sie wurden Kriege geführt und werden Morde begangen! Mit der Pflanze ist also nicht immer leicht Kuchen essen ...

Mohnkuchen enthält keine Opiate (© Tamara Worzewski)

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Alle spannenden Fakten über den worldchanger Schlafmohn findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

 

 

TABAK Nicotiana tabacum

Er galt ursprünglich in Europa als Heilpflanze!

 

 

Tabak

Jahrhunderte lange Sklaverei, Welthandel, kritische Investments, Leid aber auch gleichzeitig Hoffnung für die Gesundheit – das alles macht Tabak zu einem Worldchanger. 

Tabakpflanzen (© Tamara Worzewski)

Sie war 2009 Giftpflanze des Jahres und gilt als VIP unter den Pflanzen (very important plant!). Gemeint ist Nicotiana tabacum, allgemein bekannt als Tabak.

Giftig ist die Pflanze vor allem wegen ihres Nikotingehaltes. Nikotin ist ein Alkaloid, dass eine erregende oder in hohen Dosen sogar lähmende Wirkung auf unser Nervensystem hat. Raucher schätzen die erregende Wirkung dieses Stoffes. Aber Vorsicht: Nikotin macht sehr schnell abhängig. Und im Rauch der Zigaretten sind ca. 100 weitere Substanzen enthalten, die nachweislich krebserregend sind. Keine gute Idee mit dem Rauchen anzufangen.

Die Tabakpflanze produziert Nikotin, um Schadinsekten abzuwehren. Der Stoff ist also ein ein natürliches Insektizid.

Mitte des 16. Jahrhunderts fand diese Pflanze ihren Weg nach Europa und wurde in Frankreich von Jean Nicot zunächst als Heilpflanze eingeführt.  Der Namensgeber der Pflanze hat also mit besten Absichten gehandelt, was man von der späteren Tabakindustrie nicht immer behaupten kann. Anfang des 17. Jahrhunderts brachte ein Engländer die Tabakpflanze nach Virginia. Dort wurde die milde Sorte im großen Stil angebaut und Tabak wichtigstes Exportgut der Kolonien. Da auf den Plantagen fast ausschließlich Sklaven arbeiteten, trieb der Tabakhandel die Sklaverei enorm voran.

Im 18. Jahrhundert machten dann auch Pfeifen, Schnupftabak und Zigarren die Runde. Einer der prominentesten Schnupfer war kein geringerer als Napoleon Bonaparte!

Auch Auberginen enthalten geringe Mengen Nikotin - gesundheitlich aber unbedenklich (© Clara Rittberger)

Nikotin in Auberginen?

Wusstet ihr, dass Auberginen und Tabakpflanzen miteinander verwandt sind? Sie gehören beide zur Familie der Nachtschattengewächsen (Solanaceae). Und auch in der Aubergine ist Nikotin enthalten. Zwar nicht, weil  Auberginen selber rauchen, sondern weil sie natürlicherweise geringe Mengen davon produzieren. Diese sind jedoch gesundheitlich nicht bedenklich und man kann ohne Reue das leckere Gemüses verzehren!

Schon gewusst?

Den ersten Shitstorm auf die Tabakpflanze gab es bereits 1604

In der Streitschrift “Counterblast to Tabacco” wurde “Rauchen als Unsitte” mit “abscheulichem Anblick” beschrieben. Es sei eine “Beleidigung für die Nase” und außerdem “schädigend für Hirn und Lunge”. Die erste europäische Tabaksteuer im frühen 17. Jahrhundert war die erste Anti-Raucher-Kampagne des englischen Königs Jakob I. - er bezeichnete die “schwarzen Rauchwolken” als “Höllendämpfe”. Trotzdem wurde Tabak bis 2010 mit Subvention der EU von einer Milliarde Euro pro Jahr gefördert.

Die Tabakpflanze ist aber nicht nur für Raucher interessant. In ihr kann man Arzneimittel herstellen. Das stellen wir Euch als nächstes vor.

Medikamente herstellen Dank der Tabakpflanze?

Multimedia Reportage über Molecular Farming

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Alle spannenden Fakten über den worldchanger Tabak findet ihr auch hier im Video zum nachschauen!

 

 

FINGERHUT Digitalis spec.

Mitbegründer der modernen Pharmakologie

Blühender Fingerhut (© Clara Rittberger)

Wassersucht und Tuberkulose konnten im 18. Jahrhundert kaum behandelt werden. Es heißt, die ursprüngliche Behandlung von Wassersucht (Wasseransammlungen im Gewebe) seien Kanarienvögel in Wasser verrührt mit dem Dotter frisch gelegter Eier und dazu Knoblauch und Meerrettich gewesen. Hmmm, Lecker! 

Nach einer besseren Lösung suchte einer Erzählung zufolge William Withering, der Sohn eines Apothekers. Withering war Botaniker und Arzt. Er soll angeblich eine Kräuterfrau befragt haben, die gegen Wassersucht die Pflanze Digitalis, also den Fingerhut, verwendete. Hierbei müsse man aber aufpassen: Die falsche Menge könne auch zu schweren Schäden führen. Diese weise Frau war im Volksmund auch als die gefragte Kräuterfrau, Ärztin und Apothekerin „Mother Hutton“ bekannt.

Über ein Jahrzehnt lang untersuchte Withering an über 160 Patienten mit unterschiedlichen Formen der Wassersucht systematisch die harnflusssteigernde Wirksamkeit der Inhaltsstoffe und nutzte dazu verschiedene Pflanzenteile des Fingerhuts. Diese sorgfältigen und systematischen Studien machen Withering zum Begründer der modernen klinischen Pharmakologie und der 'evidence-based medicine'. Als erster Gelehrter unterschied er klar zwischen therapeutischen und toxischen Dosierungen vom Fingerhut. 

Withering hatte nach seinen Erfolgen übrigens nie eine Begegnung mit Mrs Hutton erwähnt. Das warf man ihm später vor, weil er die Kräuterkundige um die ihr gebührende Anerkennung betrogen hätte. Allerdings waren die Vorwürfe wohl unbegründet.  Es ist nämlich so, dass Mother Hutton wohl eher ein mythischer Charakter war, den ein Pharmakonzern zur besseren Vermarktung seiner Produkte benutzte. Zu denen gehörte auch das aus Digitalis gewonnene Mittel zur Behandlung von Ödemen (Wasseransammlungen).  So wurde 1928 sogar eine Illustration als Teil einer Werbekampagne von Parke-Davis (später Teil von Pfizer) entworfen, in der Withering angeblich im Jahr 1785 der Kräuterfrau das Geheimnis abluchste.

Wiliam Withering & Mother Hutton

Realität und Mythos

Fazit: Fingerhut hat spätestens mit Wiliam Withering die Welt verändert und die moderne klinische Pharmakologie begründet. Doch Mother Hutton ist wohl nur ein Mythos.

"The English Physician William Withering", Gemälde nach Carl Frederik von Breda, Schwedisches Nationalmuseum (W. Bond, Wikimedia Commons, gemeinfrei)
"Withering and the foxglove: the making of a myth"; Gemälde von William Meade Prince (Krikler, DM, September 1985, British Heart Journal. 54 (3): 256–7. doi:10.1136/hrt.54.3.256, gemeinfrei).

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WEISSKOHL Brassica oleracea

Wie er Malaria aus Europa vertrieb...

 

 

Könntet ihr ohne Gefrierschrank leben?

Mit dem Weißkohl begann die Ära des tiefgekühlten Gemüses (© Tamara Worzewski)

Es ist schon spät, ihr habt keine Zeit oder einfach mal keine Lust zu kochen? In solchen Fällen kann einen der Blick in den Gefrierschrank durchaus retten. Und dankbar können wir hierbei einem ganz besonderen Gemüse sein: Dem Weißkohl!

Anfang des 20. Jahrhunderts fuhr Clarence Birdseye mit seiner Familie in die Eiswüste von Labrador. Da seine Frau frisches Gemüse vermisste, hatten sie in Salzwasserfässern Weißkohl mitgenommen. Und dann sah er dort eine noch viel bessere Methode für das Haltbarmachen von Lebensmitteln: Ureinwohner hingen Fisch direkt nach dem Fang in den kalten Wind. Und auch mit dem Kohl klappte dies hervorragend!

Zurück in den USA baute Birdseye 1923 mithilfe eines Ventilators für 7 Dollar die erste industrielle Anlage zum Tiefgefrieren, einen sogenannten Plattenfroster. 1929 verkaufte er das Patent für 22 Mio. Dollar und ab 1930 kam erstes tiefgekühltes Gemüse mit dem Namen "Birds Eye Frosted Foods" auf den Markt. Wenig später gelang auch der Durchbruch in Europa, jedoch unter einem anderen Namen: Iglo. Das ist übrigens die niederländische Bezeichnung für Iglu.

Mehr unglaubliche Fakten über Kohl

Multimedia Reportage

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SOJABOHNE Glycine max

Soja ist viel mehr als nur Tierfutter!

 

 

Soja beeinflusst unsere Welt!

Wichtige Proteinquelle, Tiernahrung und Klimakiller

Junge Sojapflanzen (© Clara Rittberger)

Als Backmehl, Babynahrung, Misopaste oder Tofu: Die Sojabohne kann viele Gestalten annehmen. Aber auch die von Eiern, Milch oder Fleisch. 80 Prozent der begehrten Bohne wird nämlich zu Schrot verarbeitet und landet anschließend als eiweißreiches Futtermittel in Tiertrögen.

Soja ist eine wertvolle Pflanze! Sie stammt ursprünglich aus China, wo man sie bereits seit Tausenden von Jahren anbaut. Ihre Bohnen sind eine hervorragende Quelle für Proteine und andere Nährstoffe und ihre Inhaltsstoffe können sich positiv auf Schilddrüsen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken. Und auch der Anbau hat seine Vorteile, da die Pflanze den Stickstoffhaushalt des Bodens nach intensiver Bewirtschaftung wieder ins Lot bringen kann. Dies birgt jedoch nur Vorteile, wenn dafür keine Regenwälder und Grasland geopfert werden, um große Monokulturen entstehen zu lassen.

Das heute größtenteils produzierte Schrot für Tiere war ursprünglich ein Nebenprodukt der Sojaöl-Herstellung. Mittlerweile ist es jedoch lukrativer, sodass 80% einer Tonne Soja zu Schrot für die Tierfütterung verarbeitet werden und nur 18% zu Öl. Also nichts mit “Resteverwertung”. Dabei könnten Soja und andere Pflanzen viel mehr Menschen ernähren, wenn sie nicht hauptsächlich den Umweg über den Tiermagen machen, sondern direkt als Lebensmittel genutzt würden. Im Tier wird die Nahrung nämlich nur zu einem geringem Prozentsatz für die Bildung von Fleisch, Eiern oder Milch verwendet. Die meisten Kalorien gehen so als Nahrungsmittel verloren. Diese "Verschwendung" nennt man in der Tierproduktion »Veredelung«.

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